Schlafstörungen treten häufig bei Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auf und verschärfen deren funktionelle Beeinträchtigungen. Trotz der hohen Relevanz dieses Themas gibt es bisher nur wenige systematische Untersuchungen zu wirksamen Behandlungsansätzen.  Sechs prospektive Studien zur Behandlung von Schlafproblemen bei Erwachsenen mit ADHS, in denen verschiedene Interventionen untersucht wurden, sind derzeit zu finden.

Zusammenhang zwischen ADHS und Schlafstörungen

Erwachsene mit ADHS weisen häufig folgende Schlafprobleme auf:

  • Späteres Einschlafen (verzögerte Schlaflatenz)
  • Verlängerte Einschlafdauer
  • Unruhiger Schlaf
  • Frühzeitiges oder verzögertes Erwachen
  • Tagesmüdigkeit und erhöhte Schlaffragmentierung

Die Ursachen dieser Schlafprobleme könnten vielfältig sein und neurobiologische Faktoren, veränderte zirkadiane Rhythmen sowie psychische Begleiterkrankungen umfassen. Zudem kann Schlafmangel die kognitive Leistungsfähigkeit sowie die Emotionsregulation negativ beeinflussen und so die ADHS-Symptomatik weiter verstärken.

Untersuchte Behandlungsansätze

Die sechs prospektiven Studien untersuchten verschiedene Interventionen zur Behandlung von Schlafstörungen bei Erwachsenen mit ADHS:

  1. Lichttherapie

Drei Studien belegten eine positive Wirkung der morgendlichen Lichttherapie auf Schlafprobleme. Die Lichttherapie beeinflusst den circadianen Rhythmus und kann helfen, den Melatonin-Spiegel zu regulieren. Dadurch kann das Einschlafen erleichtert und der Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiert werden.

  • Eine Studie zeigte, dass die morgendliche Lichttherapie zu einer früheren Ausschüttung von Melatonin führte, was das Einschlafen erleichterte.
  • Eine weitere Untersuchung ergab, dass Lichttherapie die subjektiv wahrgenommene Schläfrigkeit am Tag reduzierte.
  1. Melatonin-Therapie

Einige Studien legen nahe, dass die Gabe von Melatonin (ein natürliches Schlafhormon) den Schlaf-Wach-Rhythmus bei ADHS-Patienten verbessern kann. Melatonin kann dazu beitragen, die Einschlafzeit zu verkürzen und die Schlafeffizienz zu erhöhen.

  1. Verhaltenstherapie

Es gibt Hinweise darauf, dass kognitive Verhaltenstherapie (CBT) gezielt bei Schlafproblemen helfen kann. Hierbei werden Techniken zur Verbesserung der Schlafhygiene, Stressbewältigung und kognitive Umstrukturierung eingesetzt.

  1. Gewichtete Decken

Eine Studie untersuchte die Wirkung gewichteter Decken und stellte fest, dass diese bei einigen Patienten die Schlafqualität verbessern konnten. Es wird vermutet, dass das sanfte, gleichmäßige Gewicht beruhigend wirkt und das Nervensystem stabilisiert.

  1. Ramelteon (Schlafmittel)

Eine Studie untersuchte die Wirkung von Ramelteon, einem Medikament, das auf das Melatonin-System wirkt. Die Ergebnisse waren jedoch uneinheitlich: Einige Teilnehmer berichteten über positive Effekte, während andere über erhöhte Tagesmüdigkeit klagten.

Empfehlungen und Fazit

Zur Behandlung von Schlafproblemen bei Erwachsenen mit ADHS ist eine umfassende Anamnese und ggf. weiterführende Diagnostik erforderlich, um individuelle Ursachen und mögliche Komorbiditäten zu identifizieren und Einschränkungen durch ADHS Symptome im Alltag zu verringern. Empfohlene Maßnahmen umfassen:

  • Frühzeitige Erkennung und gezielte Behandlung von Schlafstörungen
  • Verhaltenstherapeutische Ansätze zur Verbesserung der Schlafhygiene
  • Einsatz von Lichttherapie zur Stabilisierung des circadianen Rhythmus
  • Mögliche Unterstützung durch Melatonin oder andere medikamentöse Optionen

Obwohl erste Studien vielversprechende Ansätze aufzeigen, besteht weiterhin ein Mangel an umfassenden klinischen Untersuchungen zur Wirksamkeit der einzelnen Interventionen. Weitere Forschung ist notwendig, um evidenzbasierte Therapieansätze für Erwachsene mit ADHS und Schlafstörungen zu etablieren.

Haben Sie konkrete Fragen zum Thema ADHS und Schlaf? Kontaktieren Sie uns gerne.

 

neomentix – Daniela Stock